Junge Theaterakademie überzeugte mit „Robin Hood“
Mit einer märchenhaft bunten Inszenierung von „Robin Hood“ überzeugte die Junge Theaterakademie am Wochenende. Paul Barone hat in Co-Regie mit Patrick Labiche und Stephanie Scherer den Stoff modernisiert, adaptiert und mit eigens komponierter Musik (Jan Esslinger) für Groß und Klein auf die Bühne gebracht.
Eine Gruppe von Spielleuten führt kurzweilig durch das Geschehen, souverän lenken sie Raum und Zeit: Robin Hood gründet nach dem Tod ihrer Eltern (ja, in diesem Stück ist Robin Hood weiblich), zusammen mit ihrem Bruder Aiden, eine Bande im Wald von Sherwood. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Reichen ohne Gewalt Geld zu stehlen und es den Armen zu geben. So überfallen sie wiederholt die fünf reichsten Frauen des Königreichs, die mit schauspielerischer Finesse glamourös und übersteigert zickig gespielt werden.
Ein wandelbares, in Kooperation mit der Kunstschule erstelltes Bühnenbild (Leitung: Michael Witte) ermöglicht den temporeichen Wechsel zu den anderen Schauplätzen: In poetisch inszenierten Sequenzen drehen sich wie von Zauberhand, von den Spielleuten aus der Ferne gelenkt, fünf mit abstrakten Farbflächen bemalte Holzkästen (Robins Bande kann blitzschnell in ihnen verschwinden und sie von innen fahren).
Fließende Ortswechsel
Von atmosphärisch dichter, nuancenreicher Musik untermalt, wechselt der Schauplatz fließend vom Wald zur Stadt oder zum Hof von König Richard. Sein böser, egoistischer Bruder Prinz John wirft Richard in den dunkelsten Kerker und lässt sich von Gisela, die in Szenen voller pfiffiger Einfälle für viele Lacher sorgt, zum König krönen. Nachdem es Robins Bande gelungen ist, König Richard zu befreien, ruft John zum großen Kampf auf – von Onisha Wilsi und Sebastian Scheringer ausdruckstark choreografiert.
In einem berührenden Schlussbild singen alle gemeinsam das Bandenlied, das die sehr aktuelle Botschaft des Stücks auf den Punkt bringt: Nur Solidarität, so wie Robins Bande sie verkörpert, kann den Weg zu einer gerechten Gesellschaft bahnen.
Das Schauspiel bietet viele originelle Szenen, die zum Lachen einladen. So wenn das muskelbepackte „Biest“ dem Hauptmann durch archaisches Brüllen seine tiefsten Gedanken verrät oder schräge Liebesszenen wild mit Klischees spielen: Die Sheriffin macht sich an Prinz John wegen des Geldes ran, der Sheriff ungeschickt an die junge unschuldige Lady Marian, eine überdrehte Wache an Bruder Tuck, der als Mönch vor Scham beinahe umfällt. Im Wald dagegen sorgen die süßen Rehe für herzerwärmende Momente.
Opulent, farbenfroh und mit viel Liebe zum Detail sind die Kostüme gestaltet (Leitung: Cornelia Barone), die im Zusammenwirken mit dem Schauspiel, dem Bühnenbild eindrucksvolle Szenenbilder erzeugen. Ein Teil der Kostüme wurde in Projektarbeit unter der Regie von Ingrid Neliba, Sabine Berszinsiki und Veronika Wagner von Schülerinnen und Schülern der Haus- und Landwirtschaftlichen Schulen genäht. Die Gemeinschaftsprojekt des Theater am Grimmels, der HLSOG und der Kunstschule zeigt an sich so den Zusammenhalt, den sich Robin für Richards Königreich wünscht. Zu Recht gab es tosenden Beifall der Besucher im dreimal vollbesetzten Salmen.
Natalie Wendling, Offenburger Tageblatt vom 10. Dezember 2019
Foto: Ulrich Marx