„Vision Demokratie – Wo kann Heimat Freiheit sein?“ Dieser Frage ging die Junge Theaterakademie im Salmen nach.
Juliana Eiland-Jung, Badische Zeitung vom 15. Mai 2023
Ziemlich spannend machte es die Junge Theaterakademie im Salmen, bis die Präsentation der im vergangenen Jahr entstandenen Filme begann. Am Rand der Bühne sitzen Paul Barone und Constanze Armbrecht traulich beieinander und warten mit dem Publikum auf die jungen Moderatoren, deren etwas verzögerter Auftritt zwar ungeplant, aber sehr wirkungsvoll den zweistündigen Abend unter dem Motto „Vision Demokratie – Wo kann Heimat Freiheit sein?“ einleitete.
In diese Fragestellung wurde mit einem kleinen gespielten Dialog zwischen Theatermann Barone, Volkshochschul-Leiterin Armbrecht und den moderierenden Jugendlichen unterhaltsam eingeführt, bevor die filmische Dokumentation der vor ziemlich genau einem Jahr aufgeführten Performance auf dem Kulturforum gezeigt wurde. Die Geschichte des Areals, der Wandel von der militärischen Nutzung zur zivilen, von der „Erbfeindschaft“ mit Frankreich zu nachbarschaftlichen Beziehungen, wurde choreografisch und musikalisch mit mehr als hundert Mitwirkenden inszeniert. Besonderheit bei der Filmpremiere war die Beteiligung der neuen Unterstufen-Theater-AG der Jungen Theaterakademie, die vor der Leinwand, zum Teil parallel zum Film, zum Teil vor eingefrorenen Szenen, spielten und Berichte von Kriegserfahrungen der eigenen Vorfahren deklamierten.
Schon der erste Auftritt, als die 20 Kinder mit stampfenden Schritten in den Saal kamen, war effektvoll und stimmig, ebenso der mit drehenden Armen inszenierte Rundlauf um das zahlreich erschienene Publikum. Jonathan Borofskys „Freiheit“ wird so nicht nur im Film, sondern auch im Salmen wieder einmal ästhetische Inspiration und Ankerpunkt der Identifikation mit den Zielen der „Entschiedenen Freunde der Verfassung“. Nach der Pause lernt das Publikum die Verhaltensregeln der Waschbären-Klasse der Georg-Monsch-Schule kennen. Die Drittklässler setzen die Regeln zum Umgang miteinander in witzigen kleinen Szenen um, in denen sie das falsche dem gewünschten Verhalten gegenüberstellen.
Im insgesamt eher ernsten Filmabend war dieser Beitrag, der bereits auf dem Online-Portal des Baukasten Demokratie zu sehen ist, eine sehr nette Auflockerung. In einer der Regeln geht es um die richtige Müllentsorgung – ein Thema, das im Film „Versunken im Meer des Mülls“ ausführlich künstlerisch verhandelt wird.
Dokumentiert werden eine Ausstellung mit Performance-Elementen, die in Kooperation der jungen Theaterakademie mit der VHS entstanden ist. Ein weiterer Film zeigt die aufwändigen Kostüme, die die junge Theaterakademie für ihre Teilnahme am Freiheitsfest im vergangenen Herbst spazieren führte. Mit viel Liebe zum Detail werden die Uniformen und Rüschenkleider präsentiert, und auch die filmischen Möglichkeiten von Überblendung, Nahaufnahme, Stills und Schleifen.
Der Abend endet mit dem Trailer der Jungen Theaterakademie, an der verschiedene Schulen beteiligt sind. Und mit einem Riesenapplaus für alle Beteiligten, allen voran Drehbuch-Autor Zaid Ghasib sowie Cornelia und Paul Barone.
Fotos: Lennard Kohlmann