Freude am Spielen schaffen

Vielen Dank an Janina Rossignol für die Vorstellung des neuen Baukastens „Theaterübungen“ im Offenburger Tageblatt und an Klaus Wegele für seine Rezension für den Landesverband Theater an Schulen Baden-Württemberg (demnächst auch in der Zeitschrift „Spiel & Theater“)!

Wie ein Offenburger Theaterpädagoge Freude am Spielen schaffen möchte

Von Janina Rossignol, Offenburger Tageblatt, 2. September 2023

Auch der letzte Teil der Baukasten-Reihe von Theaterpädagoge Paul Barone soll als Hilfestellung beim Inszenieren dienen und dabei Schüler zur Kreativität anregen.

Theaterpädagoge Paul Barone hat den letzten Baukasten seiner dreiteiligen Reihe veröffentlicht. Entstanden sind die Ideen bei seinen Tätigkeiten in der Jungen Theaterakademie und als Lehrer am Grimmelshausen-Gymnasium. Mit „Theaterübungen“ vervollständigen sich die spielerischen Vorlagen, die junge Menschen zum gemeinsamen Inszenieren anregen sollen.

Seit zehn Jahren sammelt Paul Barone als Gründer und Leiter der Jungen Theaterakademie und Theaterlehrer am Offenburger Grimmelshausen-Gymnasium Input für seine Baukästen. In erster Linie durch die Arbeit mit den jungen Menschen. „Ich habe im Unterricht gemerkt, dass es super wäre, wenn man einen Überblick über die verschiedenen Stilmittel hätte, die man den Schülern an die Hand geben kann“, erzählt der Pädagoge im Gespräch mit dem OT. Denn besonders die Unerfahreneren würden sich eher an realistische Darstellungsweisen halten und haben Probleme, das theoretisch Erlernte in der Praxis umzusetzen.

Praxisnahe Gestaltung

Da es aber sein Ziel ist, dass die Schüler kreativ werden, habe er nach einer Möglichkeit gesucht, Handlungsoptionen aufzuzeigen und darzustellen. „Das war der Anreiz für den ersten Teil, den Theaterbaukasten.“ 2020 war es dann so weit, der erste Baukasten war fertig. „Fünf Jahre hat es gedauert, bis ich eine klare Struktur reinbringen konnte. Als mir das erst mal gelungen war, ging es ganz schnell“, berichtet Barone. Die Vorschläge werden zur besseren Vorstellung im enthaltenen Booklet auf Bildern dargestellt, die von Aufführungen der Jungen Theaterakademie stammen. So sind zum Beispiel im ersten Baukasten Bilder von den Stücken „Odysseus“ und „Peter Pan“ zu sehen.

Ziel war es aber nicht nur, den Jugendlichen das kreative Inszenieren zu erleichtern, sondern andere Lehrer und Pädagogen an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen und Impulse zu geben. „Die Baukästen sind nicht nur für Theaterstücke gedacht. Sie sind auch im kleineren Rahmen anwendbar. Beim Vorlesen einer Kurzgeschichte im Deutsch-Unterricht zum Beispiel,“ erklärt der Theaterlehrer. Generell können seine Baukästen zur alternativen Unterrichtsführung genutzt werden, die weg von herkömmlichen und hin zu partizipativen Methoden führen.

Druck herausnehmen

Im Allgemeinen ist der Baukasten ein Versuch, den Druck aus herkömmlichen Unterrichtsmethoden herauszunehmen. „Bei der Arbeit mit den jungen Menschen bekomme ich auch mit, was sie beschäftigt. Einige sagen, dass sie ständig das Gefühl haben, die Erwartungen nicht erfüllen zu können“, erzählt der Pädagoge. Durch die Theaterübungen solle das Ausprobieren, das Spielerische und der Mut zur Unvollkommenheit gefördert werden. „Auch mal etwas zu tun, ohne bestimmte Erwartungen an das Ergebnis zu haben“, fasst Barone zusammen.

Der Baukasten selbst besteht laut dem Theaterpädagoge  aus Karten, auf denen die Übungen und Ausführungsvarianten geschrieben stehen, und einem kleinen Booklet mit Erläuterungen und Beispielfotos. Die Karten sind in neun Gestaltungsfelder aufgeteilt, die farblich unterschieden werden. Wenn man also wissen möchte, welche Arten es gibt, sich im Raum zu bewegen, wählt man die Kategorie und sieht, welche Optionen man hat. Eine davon ist die Linie. Diese ist grafisch auf der Karte dargestellt und auf einem Foto im Booklet.

Drei Baukästen

Vor dem Baukasten „Theaterübungen“ sind von Paul Barone zuvor bereits erschienen: 2020 „Der Theaterbaukasten“ und 2022 „Der Storytelling-Baukasten“. Kaufen kann man sich die Baukästen beispielsweise im örtlichen Buchhandel beziehungsweise, falls dort nicht vorhanden, diese sich bestellen lassen. 

Rezension zu Paul Barones neuem Theaterbaukasten

Von Klaus Wegele, Fassung für die LVTS-Homepage

Unser LVTS-Mitglied Paul Barone leistet in Offenburg seit Jahren in der Schule und in der „Jungen Theaterakademie erfolgreich Theaterarbeit und leitet darüber hinaus das Bildungsprojekt „Baukasten Demokratie“ vor Ort. Als Theatermultiplikator vermittelt er in Fortbildungen seine Erfahrungen und Kenntnisse. Von diesen kann man auch in seinen Veröffentlichungen profitieren, jetzt neu im „Baukasten Theaterübungen“.
Dieser neue Baukasten übernimmt von den früher erschienenen Baukästen („Der Theaterbaukasten“, 2020, „Der Storytelling-Baukasten, 2022) das Design und den Arbeitsansatz, variiert aber inhaltlich. Er zielt, wie der Untertitel sagt, auf den Inszenierungsprozess. Es wurden 36 Übungen ausgewählt, die in der Arbeit an einer Inszenierung den Spielerinnen und Spielern Impulse geben können. Partizipativ heißt hier ganz praktisch, dass diese Impulse nicht nur von der Spielleitung kommen können, sondern dass die Übungen in der Kartenform der Gruppe oder Teilgruppen vorliegen und ausgewählt werden können.

Die ersten beiden Karten sind die Überblickskarten. Neun „Gestaltungsfelder“ in der Theaterarbeit, von Raum über Zeit bis Stimme und Theaterdesign, stehen unten auf den Karten jeweils in einer Farbe, darüber werden ihnen in derselben Farbe je vier Übungen zugeordnet. Zum Beispiel finden sich – alles in rot – zum Gestaltungsfeld Raum die Bausteine „Raster“, „Linie“, „Bahnen“ und „Oben – Unten“. Wenn also für eine bestimmte Szene eine Anregung gesucht wird zur Aufstellung auf der Bühne, können die vier roten Karten
herangezogen werden. Die Karte „Raster“ zeigt auf der Vorderseite abstrakt ein Raster, Inhaltlich gefüllt wird es auf der Rückseite, wo die Übungen „Raumlauf im Raster“, „Eine steht, alle gehen“ und „Catwalk“ gut nachvollziehbar vorgestellt werden. Dazu gibt es Inszenierungsimpulse, die zeigen, wie die Übungen jeweils für eine Szene, an der man gerade arbeitet, fruchtbar gemacht werden kann. Und wichtig: Die Karten sind nicht als Geheimwissen der Spielleitung gedacht, sondern sollen den Spielerinnen und Spielern zur Verfügung stehen.

Eine dritte Überblickskarte bietet als „kleiner Übungsbaukasten“ eine reduzierte Auswahl der Übungen an. Vier weitere Karten sind hinten angeordnet: „Inszenieren 1-3“ ordnen die Bausteine noch einmal abstrahierend bestimmten Inszenierungsansätzen (Wahrnehmung, Körper, Fantasie) ein, die Karte „Warm-up“ listet dazu weitere Übungen auf. Zu vier Bausteinen gibt es beim Verlag Vorlagen zum Download.

Besonders lohnend ist wie in den beiden anderen Baukästen von Paul Barone das beigefügte Booklet. Es erklärt und begründet den Ansatz, gibt Hilfe für den Einsatz der Karten, enthält ein Glossar der wichtigen Begriffe. Ebenfalls gibt es Hinweise auf die Verzahnung mit den beiden anderen Baukästen, wodurch sich neue Anwendungsmöglichkeiten ergeben. Dazu gibt es eine große Zahl farbiger Fotografien aus zwei Inszenierungen des Autors, die einzelne Bausteine, vor allem natürlich in Bezug auf das Gestaltungsfeld Raum, anschaulich machen. Der Preis von 45€ lässt einen vielleicht zunächst zögern, angesichts der wirklich
hochwertigen Ausführung erscheint er aber angemessen. Möglich wäre auch eine Anschaffung im Rahmen der Schule oder einer anderen Institution, wobei dann leider die Lebenserfahrung fragt, wie lange der Kartenset wohl vollständig bleibt.

Paul Barone, Theaterübungen – Vom Spiel zum partizipativen Inszenieren Baukasten mit 43 Karten und Booklet mit 80 Seiten Beltz-Verlag Weinheim 2023, 45,00 €

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