Filmprojekt befasst sich mit der NS-Zeit in Offenburg

Schülerinnen und Schüler einer Geschichtsklasse des Grimmelshausen Gymnasiums Offenburg waren bei Dreharbeiten in der Offenburger Oststadt unterwegs. Zwei junge Männer in grauem Anzug und roten Armbinden stürmen in ein altes Haus und führen zwei jüdische Frauen ab. In einer anderen Szene begegnen sich zwei Männer, gekleidet im Stil der 40er Jahre auf der Straße, einen Koffer in der Hand. Die Dreharbeiten finden im Rahmen des Projekts „Baukasten Demokratie“ statt.

 

Das Projekt wird geleitet von Paul Barone, Lehrer am Grimmelshausen Gymnasium und Leiter der Jungen Theaterakademie. Es wird von der Stadt und der Volkshochschule Offenburg unterstützt wird und der Demokratiebildung junger Menschen dienen soll. Jugendliche aller Schularten sollen sich anhand des Mediums Film mit dem Thema Demokratie auseinandersetzen und dabei eigene Ideen entwickeln.

In seinem dritten Filmprojekt beschäftigt Barone sich mit dem Umgang von Schuld bei Offenburger Nazis in der Nachkriegszeit. Der allgegenwärtige Koffer symbolisiert die nie abgelegte oder zugegebene Schuld und ist Leitmotiv im Film. „Die Schlüsselfrage nach dem Umgang mit Schuld hat mich zum Höllhof in der Nähe von Gengenbach gebracht, der nach 1945 ein demokratisches Erziehungsheim der französischen Besatzer war“, erklärt Barone.

Das Drehbuch entstand anhand von Originalprotokollen

Anhand der Originalprotokolle, die im Ritterhausmuseum einsehbar sind, konnten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse mit dem Thema auseinandersetzen. Gemeinsam haben sie dann ein Drehbuch entwickelt und mit Kameramann Zaid Ghasib filmisch umgesetzt. Ghasib ist Student an der Hochschule Offenburg und beschäftigt sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit auch mit dem Thema Medienbildung. Sein Film zum 30. Jubiläum der Kunstschule Offenburg hatte Barone überzeugt und auch die Jugendlichen lassen sich gern von ihm anweisen.

„Wir haben selber unsere Geschichte geschrieben, bekamen aber Korrektur, wenn sich Fehler eingeschlichen hatten oder Dinge zu übertrieben waren“, ergänzt die 16-jährige Lara Klöser. Sie muss an diesem Projekttag besonders viel Geduld mitbringen, denn für manche Szenen probiert Ghasib viele verschiedene Einstellungen und ihre Szene kommt erst gegen Ende des Drehtags. „Wir haben mehrere Doppelstunden Unterricht auf die Erarbeitung des Drehbuchs verwendet“, erklärt Gabriele Knittel, Geschichtslehrerin am Grimmelshausen Gymnasium.

Der Film wird bei den Projekttagen im Sommer gezeigt

Auch sie bringt ihr geschichtliches Wissen bei den Dreharbeiten ein, etwa beim Auftreten der Gestapo in der Verhaftungsszene. Der Film wird erstmals bei den Projekttagen an der Schule diesen Sommer gezeigt werden, geplant ist eine Vorführung aller „Baukasten Demokratie“ Filme im Herbst im Salmen.

„Sämtliche Filme sollen in einem Pool zusammengestellt, über eine eigene Homepage sichtbar gemacht und in die Erinnerungsstätte Offenburger Salmen eingebunden werden“, freut sich Paul Barone.

Carola Bruhier, Badische Zeitung vom 7. Juni 2019

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